Anfallsprävention

Anfallsprävention umfasst unterschiedliche Massnahmen, die darauf abzielen die Zahl der Anfälle zu reduzieren. Anfallsauslöser zu meiden oder einen strukturierten Lebenswandel zu pflegen, sind nur zwei Beispiele. Der Einsatz und Erfolg der Massnahmen sind stark abhängig von der Form der Epilepsie. Ein bewusster Umgang mit der Epilepsie legt die Basis, mögliche Ansatzpunkte für die individuelle Anfallsprävention zu finden. 

Die medikamentöse Behandlung einer Epilepsie ist immer eine Langzeittherapie und dauert meistens mehrere Jahre, nicht selten sogar lebenslang.

Der Weg, bis das richtige Medikament in der richtigen Dosierung gefunden ist, ist lang, was Betroffene und ihre Angehörigen meist als sehr belastend empfinden. Dennoch: 60-70% der Epilepsien lassen sich mit Medikamenten gut behandeln.

Medikamente können nur dann wirken, wenn sie regelmässig eingenommen werden.

Compliance, auch Therapietreue genannt, bezeichnet das Ausmass und die Genauigkeit, mit der die Patienten die Anweisungen des Arztes umsetzen. Sie bezieht sich nicht nur auf die Einnahme der verschriebenen Medikamente, sondern auch auf die Gestaltung des Alltags.

Damit eine bestmögliche Compliance und somit der bestmögliche Therapieerfolg erreicht werden kann, ist ein gutes Verhältnis von Arzt und Patient wichtig. Umso verständlicher und umfassender ein Arzt den Patienten aufklärt, desto wahrscheinlicher ist auch eine bessere Compliance.

Für eine bestmögliche Zusammenarbeit ist Offenheit sehr wichtig. Der Patient darf und soll dem Arzt mitteilen, wenn er sich nicht an die Empfehlungen gehalten hat.

Merkblätter:

Genaue Beobachtungen helfen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten die richtige Diagnose zu stellen. Erst mit der richtigen Diagnose kann die richtige Behandlung eingeleitet werden. Deshalb ist es wichtig, auf einige Punkte zu achten. Beispielsweise:

  • In welcher Situation trat der Anfall auf?
  • War die betroffene Person wach oder schlief sie?
  • Begann der Anfall äusserlich sichtbar in einer bestimmten Körperregion bzw. Körperhälfte?
  • Stürzte die Person?
  • Wie sah der Anfall aus? (z. B. langsames schlaffes Umsinken, gestreckter Fall, blitzartiges Zusammensacken, nach vorne, nach hinten, seitwärts bzw. seitenbetont, welche Seite)?
  • Wie lange dauerte der Anfall?
  • u.s.w.

Falls möglich, können Sie mit dem Smartphone den Anfall filmen um die Aufnahme später der Ärztin oder dem Arzt zu senden. Dies benötigt jedoch immer die Einverständniserklärung der betroffenen Person oder deren (bzw. der Eltern oder gesetzlichen Vertreter).

Eine detaillierte Auflistung aller möglichen Fragen finden Sie im Flyer “Anfälle beobachten” der Epi-Liga.

Bei einem Anfall ist es wichtig Erste Hilfe zu leisten. Die Betroffenen müssen vor Verletzungen geschützt werden. Allenfalls muss eine Ambulanz gerufen werden. Erst an zweiter Stelle steht die Anfallsbeobachtung.

Aufgrund der Beschreibungen von Dritten aber auch durch die eigene Wahrnehmung können betroffene Personen Auslöser erkennen. Vielleicht treten die Anfälle immer zur gleichen Tageszeit oder in ähnlichen Situationen auf? Eventuell lösen Stress, Schlafmangel oder gewissere äussere Reize wie laute Geräusche die Anfälle aus?

Im Sinne einer bestmöglichen Behandlung ist es unabdingbar, dass sich Betroffene ganz offen und ehrlich mit den behandelnden Ärzten austauschen. Nur wenn diese in voller Kenntnis der Situation sind, können sie die bestmögliche Therapie einleiten.

Die Anfallsselbstkontrolle ist eine Möglichkeit aus der psychologischen Verhaltenstherapie, mit der Epilepsiebetroffene ihrer Krankheit unterstützend begegnen können. Es werden dabei körperliche und psychologische Faktoren berücksichtigt. Ziel ist es, selbst Einfluss zu nehmen auf die Anfälle. Man versucht das Verhalten, das Erleben so zu verändern, dass sich die Anfallssituation etwas verbessert.

Anhand eines Stufenmodells wird das Anfallsentstehen erklärt und aufgezeigt, wie Anfälle durch eine Auraunterbrechung abgewehrt werden können. Im besten Fall gelingt es den Betroffenen, etwas mehr Kontrolle über den eigenen Körper zurückzugewinnen und damit letztlich auch über das eigene Leben. Die Anfallsselbstkontrolle ist jedoch nicht als alternatives Behandlungsverfahren zu verstehen, sondern als integrativer Ansatz, der körperliche und psychische Faktoren miteinbezieht und vor allem die individuelle Auseinandersetzung mit der Krankheit fördert.


Struktur und Lebenswandel

Nebst Medikamenten können Epilepsiebetroffenen direkt selbst viel zur Anfallsprävention beitragen, indem sie Strukturen und einen gewissen Lebenswandel befolgen.  

Ganz wichtig ist ausreichend Schlaf, denn Schlafentzug oder Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus gelten als häufige Anfallsauslöser.  

Epilepsie und Schlaf haben eine enge Bindung. Es gibt epileptische Anfälle, die in einen Nachtschlaf übergehen. Andere Epilepsien treten ausschliesslich oder vorwiegend in der Nacht (Schlaf-Epilepsien) oder beim Aufwachen (Aufwach-Epilepsie) auf. 

Stress wird von vielen Epilepsiebetroffenen als Anfallsauslöser erlebt. Ein und dieselbe Situation wird von verschiedenen Personen sehr unterschiedlich stressig empfunden. Dann gibt es den Unterschied zwischen gesundem Stress (sog. Eustress), der wach macht, die Konzentration stärkt und einen zu mehr Leistung befähigt, und ungesundem Stress (sog. Distress), der lähmt und hemmt. Es gibt die Vermutung, dass der Distress zu Schläfrigkeit und dadurch zu einer vermehrten Anfallsneigung führt. Ein komplettes Abschirmen vor Stresssituationen ist allerdings nicht sinnvoll, denn auch Menschen mit Epilepsie können Anspannung und Anstrengungen gut verkraften.

Früher haben Ärztinnen und Ärzte Epilepsiebetroffenen das Trinken von Alkohol generell verboten, da es als Anfallsauslöser galt. Heute ist klar, dass gegen das Trinken von Alkohol in kleinen Mengen keine Einwände bestehen – es sei denn, es gibt im Einzelfall explizit anderslautende Empfehlungen. Exzessiver Alkoholkonsum und Missbrauch von Drogen und Suchtmitteln kann jedoch bei bestehenden Epilepsien tatsächlich Anfälle auslösen oder auch Auslöser sein für erstmalige Anfälle.

Mit wenigen Ausnahmen ist eine regelmässige körperliche Betätigung für alle Menschen und in jedem Alter gesund, unabhängig davon, ob sie eine Epilepsie haben oder nicht. Die Wahl der Sportart hängt neben den persönlichen Vorlieben auch von der Art der Epilepsie und der Häufigkeit der Anfälle ab. Nicht empfehlenswert sind Sportarten:

  • mit einem Risiko von Kopfverletzungen (z.B. Reiten)
  • Risikosportarten wie Fallschirmspringen, Gebirgsklettern oder Tiefseetauchen
  • Schwimmen in offenen Gewässern


Merkblätter und Broschüren

Epi-Suisse

Durch die Tipps und Leitfragen auf diesem Merkblatt können Sie sich auf jeden Arztbesuch optimal vorbereiten.

Schweizerische Epilepsie-Liga

Eine bestmögliche Behandlung setzt eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Patienten und Ärzten voraus.

Schweizerische Epilepsie-Liga

Genaue Beobachtungen von Augenzeugen helfen den Neurologen bei der Diagnose der Anfälle und beim Finden der richtigen Behandlungen.