Epileptische Anfälle kommen meist unerwartet und sie bergen, je nachdem wo und wann sie stattfinden, erhebliche Risiken.
Bei manchen Epilepsien steigt das Risiko für einen Anfall durch bestimmte Anfallsauslöser (Stress, Schlafenzug, Hitze, u.a.). Diesen möglichst auszuweichen, ist eine wichtige Unterstützung für ein möglichst anfallsfreies Leben – doch nicht in allen Fällen gelingt dies einfach so.
Mit wenigen Ausnahmen ist eine regelmässige körperliche Betätigung für alle Menschen und in jedem Alter gesund, unabhängig davon, ob sie eine Epilepsie haben oder nicht. Die Wahl der Sportart hängt neben den persönlichen Vorlieben auch von der Art der Epilepsie und der Häufigkeit der Anfälle ab. Nicht empfehlenswert sind Sportarten:
Verbrennungen, Erstickungsvorfälle und Unfälle auf der Strasse, durch Stürze oder in Dusche, Bad und Wasser generell sind Risiken, die teilweise und je nach Anfallsform mit der Epilepsie einhergehen. Statistisch sind Epilepsiebetroffene zudem häufiger von Ertrinkungsunfälle betroffen. Generell sollten alle Betroffenen die Risiken von Unfällen und Verletzungen als Folge ihrer Anfälle abschätzen und wo möglich minimieren.
Im Grundsatz darf man davon ausgehen, dass Menschen mit Epilepsien in der Mehrheit weder in ihrer Intelligenz noch in ihrer Lern- und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Dennoch können Leistungsstörungen oder Teilleistungsschwächen kurzzeitig oder über eine gewisse Phase hinweg auftreten. Es kann aber auch zu dauerhaften (Teil-)Leistungsschwächen kommen.
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Medikamente (Antiepileptika) auf die Leistungsfähigkeit. Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen sind häufige Nebenwirkungen, die sich auf die Arbeit nachteilig auswirken können. Ebenfalls bekannt sind Folgen für die Gedächtnisleistung, welche bei einzelnen PatientInnen auftreten können.
Veränderungen und Schwankungen im Lern- und Leistungsverhalten der epilepsiebetroffenen Person sollten Betroffene wie auch ihre Vorgesetzten immer aufhorchen lassen. Dabei gilt: Eine durch den Anfall bedingte kurzfristige Reduktion der Leistungsfähigkeit ist immer eine vorübergehende Erscheinung, auf die situativ zu reagieren ist. Ist die Leistungsfähigkeit jedoch längerfristig beeinträchtigt, ist eine Abklärung der Ursachen sinnvoll.
Einer frühzeitigen neuropsychologischen Abklärung kommt damit eine hohe Bedeutung in der Vorbeugung von Leistungs- und Verhaltensschwierigkeiten zu. Unerkannte neuropsychologische Ausfälle führen sehr oft zu Fehleinschätzungen der Reaktionen und Verhaltensweisen der Person mit Epilepsie. Sie verunsichern dadurch nicht nur Betroffene, sondern auch die Umgebung.
Die Diagnose Epilepsie kann für Betroffene und Angehörige schockierend sein. Ja nach Epilepsieform, Behandlung und Prognose sind die Auswirkungen auf das alltägliche Leben ganz unterschiedlich. Oft ist es hilfreich, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oft haben die Betroffenen auch Angst vor dem Anfall und dem damit einhergehenden Kontrollverlust. Betroffene berichten oft über ein Gefühl von Ausgeliefertsein. Hilfreich ist es, sich Wissen über diese Erkrankung anzueignen.
Ebenso können Antiepileptika, also Medikamente zur Behandlung der Epilepsie, unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Häufiger als bei Menschen ohne Epilepsie können im Verlaufe der Krankheitsgeschichte auch psychische Erkrankungen wie Depressionen hinzukommen.
Epileptische Anfälle sind belastende Ereignisse. Geschieht ein Anfall in der Öffentlichkeit, ist das Betroffenen sehr unangenehm. Eventuell haben sie sogar schlechte Erfahrungen gemacht mit den Reaktionen aus dem Umfeld oder wurden mit Vorurteilen konfrontiert.
Betroffene ziehen sich aus Angst und Scham oft zurück. Sei es durch schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit, Vorurteilen oder Verunsicherungen aus dem Umfeld. Nebst der Isolation führt dies zu verringertem Selbstwertgefühl und erschwert die Integration. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, über Epilepsie zu sprechen und sein Umfeld zu informieren.
Die zwölf Arbeitshefte zum Thema „Selbst Handeln“ können Epilepsiebetroffenen dabei unterstützen, wie Sie selbst aktiv werden können und Experte der eigenen Erkrankung.
Epilepsie ist eine unsichtbare Erkrankung, die man höchstens während des Anfalls sieht.
Die Unvorhersehbarkeit der Anfälle, ihre Art, Häufigkeit und Schwere aber führen zu Einschränkungen im Alltag, die bei manchen sehr umfassend ausfallen.
Autofahren und Epilepsie ist ein Thema, das einer sorgfältigen Abwägung bedarf. Es gelben folgende Grundsätze:
Wichtige Informationen finden Sie hier:
Auch mit einer aktiven Epilepsie sind die meisten der heute üblichen Berufe möglich. Allerdings gibt es Einschränkungen bei gewissen Tätigkeiten, welche die Sicherheit der Epilepsiebetroffenen oder von Arbeitskollegen und/oder Schutzbefohlenen gefährden.
Weiterführende Informationen:
Schlaf und Epilepsie haben zum Teil eine enge Bindung:
Jeder Epilepsiebetroffene reagiert anders auf zu wenig Schlaf. Dem einen macht Schlafentzug nicht viel aus, bei dem anderen ist zu wenig Schlaf der Hauptauslöser von Anfällen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass jeder Betroffene weiss, wieviel Schlaf er üblicherweise benötigt, um am nächsten Morgen ausgeschlafen zu sein.
Ein Leben mit Epilepsie bedeutet nicht zwingend, dass man auf Aktivitäten verzichten muss, die etwas länger in der Nacht andauern, wie Geburtstagspartys oder das abendliche Treffen mit Freunden. Wichtig ist, dass Epilepsiebetroffene wissen, ob eine Veränderung des Schlafrhythmus oder der Schlafdauer einen Einfluss auf die Epilepsie hat oder nicht und sie versuchen, ihr Leben entsprechend anzupassen.
In der Beratung von Epilepsiebetroffenen spielt das Thema Stress eine wichtige Rolle. Häufig wird es als Anfallsauslöser erlebt. In einer Befragung von 400 Epilepsiebetroffenen Erwachsenen und Kindern mit unterschiedlichen Formen von Epilepsie gaben die Befragten an, dass Stress in 28 bis 46% der Fälle Auslöser eines epileptischen Anfalles war. Die Bandbreite ergibt sich durch die unterschiedlichen Formen von Epilepsie (Quelle: Frucht, M. M., M. Quigg, et al. (2000). “Distribution of seizure precipitants among epilepsy syndromes.” Epilepsia 41(12): 1534–9.).
Fachpersonen halten die Bedeutung von Stress als Anfallsauslöser für weniger gewichtig, doch fehlen bislang abschliessende Studien dazu.
Letztlich ist Stress weder klar fassbar noch objektiv messbar. Ein und dieselbe Situation wird von verschiedenen Personen sehr unterschiedlich stressig empfunden. Dann gibt es den Unterschied zwischen gesundem Stress (sog. Eustress), der wachmacht, die Konzentration stärkt und einen zu mehr Leistung befähigt, und dem ungesunden Stress (sog. Distress), der lähmt und hemmt. Es gibt die Vermutung, dass der Distress zu Schläfrigkeit und dadurch zu einer vermehrten Anfallsneigung führt.
Stress bleibt ein wichtiges Thema, dem Betroffene Aufmerksamkeit schenken sollen. Zugleich aber sollten sie sich nicht komplett vor möglichen Stresssituationen abschirmen, denn im individuell richtigen Mass können Menschen mit Epilepsie Anspannung und Anstrengung genauso gut verkraften wie alle anderen aus.
Früher haben Ärztinnen und Ärzte Epilepsiebetroffenen das Trinken von Alkohol generell verboten, da es als Anfallsauslöser galt. Heute ist klar, dass gegen das Trinken von Alkohol in kleinem Mengen keine Einwände bestehen – es sei denn, es gibt im Einzelfall explizit anders lautende Empfehlungen.
Exzessiver Alkoholkonsum kann bei bestehenden Epilepsien tatsächlich Anfälle auslösen oder auch Auslöser sein für erstmalige Anfälle. Dabei ist häufig nicht die Phase des Trinkens gefährlich, sondern die Stunden und Tage danach, wenn der Körper den Alkohol wieder abbaut.
Schwerer Missbrauch von Alkohol kann Schädigungen des Gehirns hervorrufen, die letztlich zu einer symptomatischen Epilepsie führen.
Ferien gehören auch bei Menschen mit Epilepsie zum Leben. Vor Ferienreisen gibt es allerdings einiges zu bedenken und zu organisieren.
Weitere Informationen finden Sie in unserem Beitrag: Epilepsie und Medikamente auf Fernreisen
Unsere Kampagne #EpilepsieWarum sensibilisiert über die Auswirkungen der Epilepsie auf den Alltag der Betroffenen in den Vordergrund. Die Betroffenen berichten, wie Ihre Diagnose Ihr Leben beeinflusst hat und wie sie damit umgegangen sind.
Neudiagnosen pro Jahr
In der Schweiz erhalten 4500 Menschen jedes Jahr die Diagnose Epilepsie.
1% der Bevölkerung betroffen
In der Schweiz sind rund 80’000 Menschen von Epilepsien betroffen, davon sind rund 15’000 noch im Kindesalter. Insgesamt lebt etwa 1 Prozent der Bevölkerung mit Epilepsien.
5–10% der Schweizer erleben im Laufe des Lebens einen Anfall
Epileptische Anfälle sind weitaus häufiger: Etwa 5% bis 10% der Bevölkerung erleben irgendwann im Leben einen epileptischen Anfall.
In 80–90% dieser Fälle handelt es sich um sogenannte Gelegenheitsanfälle, die auf einen bestimmten Auslöser zurückzuführen sind (z.B. Fieber, Alkohol, Medikamente, Suchtmittelenzug, Müdigkeit und Schlafmangel oder anderes). Nur in rund 10–20% der Fälle entwickelt sich aus einem epileptischen Anfall eine Epilepsie.
Damit gehört die Epilepsie zu den häufigsten Erkrankung des Gehirns.
Kleinkinder und Menschen über 60
Die Wahrscheinlichkeit an Epilepsie zu erkranken ist im ersten Lebensjahr und jenseits des 60. Lebensjahres am grössten.
Über 30 Arten von Epilepsien
Es gibt nicht eine, sondern mehr als 30 Arten von Epilepsie.